NOVUM – Mitarbeitendenmagazin

Wo zwischen Generationen manchmal nicht mal ein Jahr liegt

In der Medizintechnik sind 20 Jahre eine kleine Ewigkeit, Technologien entwickeln sich rasant. Drei langjährige Mitarbeiter des Technology Managements am Kantonsspital St.Gallen blicken zurück auf die Jahre des grossen Fortschritts – und wagen einen Ausblick.

graphic
Robert Gassner (links) und Ricardo Iglesias (rechts) bei einem CT, der heute Bildmaterial in einer Qualität liefert, die vor 20 Jahren noch unvorstellbar war.

Interview: Colin Bätschmann
Foto: Reto Martin

Am KSSG sind heute über 20 000 medizintechnische Geräte und Systeme im Einsatz. Roland Sax, Sie haben Ihre Karriere am KSSG vor fast 20 Jahren als Medizintechniker begonnen. Wie viele unterschiedliche Medizinprodukte gab es damals?

Roland Sax: Schätzungsweise 5000, und zu jedem führten wir auf einer Karteikarte von Hand ein Wartungsprotokoll. Das waren alles Stand-alone-Geräte ohne Netzwerkanbindung. Videomaterial einer Endoskopie etwa wurde auf DV-Kassetten gespeichert, Einzelbilder direkt im Operationssaal ausgedruckt. Zentrale Server oder Clouds gab es noch nicht – das ist heute, im Zeitalter des Internets der Dinge, unvorstellbar.

Was hat die Medizintechnik in den vergangenen 20 Jahren vorangetrieben?

Ricardo Iglesias: Der technologische Fortschritt. Dabei waren Entwicklungen in der Elektronik, der Werkstoff- und Produktionstechnik sowie die medizinische Forschung der Antrieb. Heute ist die Medizintechnik ein höchst dynamischer globaler Wachstumsmarkt, der streng reguliert und überwacht ist, um die Qualität der Produkte sicherzustellen.

Wie profitieren Patientinnen und Patienten von moderner Medizintechnik?

Robert Gassner: Moderne medizintechnische Geräte sind viel schneller und präziser als frühere Generationen. Nehmen wir den Computertomografen (CT). Vor 20 Jahren empfanden Patientinnen und Patienten diese beengend, auch war die Strahlenbelastung hoch. Heute ist die Öffnung deutlich grösser, die Strahlenbelastung gering und der CT liefert Bildmaterial in einer Qualität, die vor 20 Jahren unvorstellbar war.

Was hat sich für die Mitarbeitenden des KSSG verändert?

Robert Gassner: Viele Medizinprodukte sind heute unerlässlich für die Arbeit der Ärzteschaft und der Pflege. Zum Beispiel im Notfallzentrum bei der schnellen Diagnose mit Hilfe der Ultraschallgeräte oder bei der Überwachung der Patientinnen und Patienten mit Hilfe der Vitaldatenmonitore. Die technologische Entwicklung hat aber auch ganze Berufsbilder verändert. Man denke an die Mitarbeitenden, die früher Röntgenbilder im Spital verteilt haben, oder an die Befundschreibung, die vom Tonband abgetippt wurde und heute mittels Spracherkennung erfolgt. Die Entwicklung geht immer mehr hin zur lückenlosen Überwachung der Patientinnen und Patienten während ihres Aufenthalts im Spital. Dies führt zu immer mehr Daten und in manchen Fällen auch zu einer «Alarmmüdigkeit» der Pflege, da immer irgendwo ein System alarmiert.

Wo steht das KSSG in Sachen Medizintechnik im Vergleich zu anderen Schweizer Spitälern?

Ricardo Iglesias: Die Kliniken, Institute und Zentren am KSSG bewegen sich auf universitärem Niveau. Das Technology Management stellt ihnen dafür die notwendige medizintechnische Infrastruktur zur Verfügung, zum Beispiel das intraoperative MRI – die neueste Entwicklung in der Neurochirurgie, die während einer Operation Bilder des Gehirns erstellt. Wir begleiten unsere Kunden von der Marktanalyse über die klinische Inbetriebnahme bis hin zum täglichen Betrieb. Das Besondere dabei ist, dass sämtliche Dienstleistungen aus einer Hand kommen und somit der gesamte Lebenszyklus der medizintechnischen Infrastruktur gesteuert wird.

Noch ein Blick in die Zukunft: Was hält sie aus medizintechnischer Sicht für das KSSG bereit?

Roland Sax: Im Haus 07A werden gerade integrierte Operationssäle gebaut, in denen die Ärzteschaft über ein zentrales Bedienpanel auf alle notwendigen Patientendaten zugreifen und alle Geräte steuern kann. Das verbessert den Arbeitsablauf und erlaubt dem medizinischen Personal, sich noch stärker auf seine Kernkompetenz zu konzentrieren: die Arbeit am Menschen.

Robert Gassner: Wir verfolgen auch Entwicklungen im Bereich der Wearables und prüfen da ein Klebepflaster mit integriertem Kommunikations-Chip, um die kontinuierliche Temperaturüberwachung zu ermöglichen und die Pflege zu entlasten. Zudem werden sich Robotiksysteme als Unterstützung für unsere Operateure weiterentwickeln und neue Technologien wie Augmented Reality in der Medizin Einzug halten. Ebenfalls wird künstliche Intelligenz die Medizintechnik in den nächsten Jahren prägen.

Ricardo Iglesias
ist Leiter Technology Management (TM) und Stv. Leiter Departement Immobilien & Betrieb. Er arbeitet seit 2008 am KSSG.

Robert Gassner
ist Leiter Medical System Engineering, TM, und arbeitet seit 2011 am KSSG.

Roland Sax
ist Leiter Service Engineering Center, TM, und arbeitet seit 2004 am KSSG.

Kurz & knapp Generationen gehütet