NOVUM – Mitarbeitendenmagazin

Der Weg zum Campus

Seit Januar 2023 ist die Geriatrische Klinik St.Gallen AG eine Tochtergesellschaft des Kantonsspitals St.Gallen. Antonio Tralci arbeitet seit 23 Jahren für das Unternehmen. Wie er und seine Mitarbeitenden die Integration erlebt haben und worauf er sich am meisten freut, erzählt der Leiter Pflege und Fachdienste im Gespräch.

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Text: Martina Kaiser
Foto: Reto Martin

Schnell die Treppe hoch in den ersten Stock, dann rechts bis zum Ende des Ganges. Hier hat Antonio Tralci sein Büro in der Geriatrischen Klinik. Und hier kommen seine rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Pflege und Fachdienste regelmässig vorbei, stecken den Kopf zur Tür rein, wechseln ein paar Worte oder suchen das Gespräch. So auch an diesem Donnerstag im November, als verkündet wurde, dass das Kantonsspital St. Gallen die Absicht hat, die Geriatrische Klinik zu kaufen. «Viele waren verunsichert, dachten, sie müssten jetzt das Gebäude wechseln und beim grossen, für einige auch etwas unpersönlichen Nachbarn arbeiten», sagt Antonio Tralci. Auch er selbst habe kurz leer schlucken müssen, als er von den Kaufabsichten hörte. Nicht primär wegen ihm, sondern wegen seiner Mitarbeitenden und der Positionierung des Unternehmens innerhalb des Kantonsspitals St. Gallen. «Als dann klar war, dass die Geriatrische Klinik als Tochterunternehmen geführt wird und es auch in Zukunft alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter braucht, war ich erleichtert.»

Stärker in der Akuttherapie, näher an den Operateuren

Die Geriatrische Klinik wird unter der bestehenden Leitung weitergeführt – der Direktor sowie die pflegerische und ärztliche Leitung bleiben unverändert. Eine Veränderung gibt es derweil für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zweiten und dritten Etage: Per 1. Mai 2024 wechselt das gesamte Team von der dritten Etage in die neue Station für Alterstraumatologie in das Haus 03 des KSSG. Hier sollen auf dem zweiten Stockwerk insgesamt 20 Betten für den neuen Bereich betrieben werden. «Als Team freuen wir uns auf den Aufbau des neuen Angebots und die örtliche und fachliche Nähe zur Klinik für Orthopädie und Traumatologie », sagt Antonio Tralci. «Dadurch sind wir noch stärker in der Akuttherapie eingebunden und haben einen engeren Austausch mit den Operateuren.» Die freien Flächen in der Geriatrischen Klinik im zweiten und dritten Obergeschoss werden derweil ab Frühjahr 2024 von den Kliniken Valens für ihr neues Rehazentrum St. Gallen genutzt.

Auch sollen Prozesse, wo sinnvoll und möglich, an jene des KSSG angeglichen werden. Ein Beispiel hierfür ist der Patiententransportdienst, der seit Kurzem durch das KSSG betrieben wird. «Dadurch konnte die Flexibilität der Transporte erhöht und unnötige Wartezeiten für die Patientinnen und Patienten können vermieden werden», sagt Antonio Tralci. Auch in Zukunft werde man schauen, wo es sinnvoll sei, Leistungen des KSSG einzukaufen. «Ziel der Geriatrischen Klinik ist es, die patientenorientierten Leistungen weiterhin in der gewohnten Qualität zu erbringen.»

Die Hälfte des Lebens in der Geriatrie

Der 46-Jährige wohnt mit seiner Lebenspartnerin und den Kindern in St. Georgen. Jeden Tag fährt er durch die Stadt in den Osten, seit 23 Jahren. «Ich bin Geriatrie- Mitarbeiter mit Herzblut», sagt Antonio Tralci. Wegen seiner Vorgesetzten und Mitarbeitenden, dank denen er «die perfekte Balance zwischen Beruf- und Privatleben» gefunden habe. Aber auch wegen der Patientinnen und Patienten: «Die älteren Menschen haben es mir seit meiner Ausbildung zum Pflegefachmann angetan, sie brauchen mehr Betreuung, sind für die zusätzliche Aufmerksamkeit aber auch sehr dankbar. Und sie sind an dir als Mensch interessiert, hören dir zu, wollen etwas über dich erfahren.»

Antonio Tralci war während seiner Ausbildung zum diplomierten Pflegefachmann auch am KSSG in der Klinik für Kardiologie tätig. Nach der Ausbildung wechselte er zur Geriatrischen Klinik, die damals noch als Bürgerspital bekannt war, wurde stellvertretender Teamleiter, schliesslich Teamleiter. Einige Jahre später übernahm er die Funktion des Leiters Pflege und nach der Sanierung der Geriatrischen Klinik 2019 zusätzlich den Bereich der Fachdienste. Trotz des raschen beruflichen Auf- stiegs ist Antonio Tralci ein «Mann der Basis» geblieben und begegnet seinen Mitarbeitenden auf Augenhöhe und mit grosser Wertschätzung. So ist es nicht verwunderlich, dass von den anfänglichen Berührungsängsten in seinem Bereich heute kaum noch etwas zu spüren ist. Dies habe aber sicherlich auch damit zu tun, dass sie vom KSSG herzlich und mit offenen Armen empfangen worden seien, sagt Antonio Tralci. «Die Zusammenarbeit innerhalb der Berufsgruppen der beiden Unternehmen hat schon immer reibungslos funktioniert. Dies ist für die Zukunft denn auch von grosser Bedeutung, damit sich die Idee des Gesundheitscampus umsetzen lässt.»

Gemeinsam ans Personalfest

Direktor René Alpiger steckt den Kopf zur Tür rein. Schon bald ist er nicht nur Direktor der Geriatrischen Klinik, sondern auch jener des neuen Rehazentrums St. Gallen der Kliniken Valens. Was bedeutet das für ihn und die beiden Unternehmen? «Durch die Führung in Personalunion können wir das bestehende Angebot aus einer Hand ergänzen und unsere interprofessionelle Zusammenarbeit weiter ausbauen. Die enge Zusammenarbeit unterstützt uns in der patientenorientierten Versorgung. Wir sind überzeugt, dass der nahtlose Übergang vom Akutspital zur Rehabilitation den Behandlungs- und Genesungsprozess der Patientinnen und Patienten positiv beeinflussen wird.»

Die beiden wechseln kurz ein paar Worte – und verabreden sich für das Personalfest Ende September in der Olma-Halle. Dieses feiern das KSSG und die Geriatrische Klinik in diesem Jahr erstmals gemeinsam.

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5 Fragen an Dr. Till Hornung, CEO Kliniken Valens

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Till Hornung, mit dem Start des stationären Betriebs in St. Gallen realisieren die Kliniken Valens ihre erste spitalnahe Reha-Einheit. Warum gerade in St. Gallen?

Wir pflegen mit dem KSSG und der Geriatrischen Klinik St. Gallen AG schon viele Jahre eine sehr enge und konstruktive Zusammenarbeit. Für die Umsetzung unseres Vorhabens war und ist es natürlich von Vorteil, dass wir ein gutes Miteinander, eine offene Kommunikationsbasis und eine ähnliche Unternehmenskultur haben. Und da es in der spitalnahen stationären Rehabilitation einen grossen Bedarf gibt, war es naheliegend, das Projekt gemeinsam umzusetzen. Zudem sind wir als St.Galler Stiftung mit dem Kanton wie auch mit der Stadt St. Gallen von jeher eng verbunden.

Konnten Sie bereits alle Stellen im Rehazentrum St. Gallen besetzen?

Der erste Schritt war, die Kaderstellen in den medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Bereichen zu besetzen, das haben wir bereits erfolgreich geschafft. Die entsprechenden Teams haben wir Anfang Sommer begonnen zu rekrutieren, und das läuft jetzt. Die Bewerberlage ist sehr positiv, und wir sind zuversichtlich, die Stellen gut besetzen zu können.

Im Raum St. Gallen betreiben die Kliniken Valens bereits die Rheinburg-Klinik Walzenhausen und die Klinik Gais – wie ergänzen sich die Angebote innerhalb der Gruppe?

Die Fachbereiche in Walzenhausen, die neurologische und muskuloskelettale Reha, ergänzen das Angebot in Gais, wo wir kardiologische, internistisch-onkolo- gische und psychosomatische Reha sowie die Psychiatrie betreiben. Somit sind wir bereits mit allen Fachbereichen gut vertreten und können diese nun auch spitalnah in St. Gallen anbieten, wenn eine Reha direkt nach der Akutphase in der Nähe des Kantonsspitals St. Gallen benötigt wird.

Später können wir bei Bedarf eine Verlegung in ein anderes Haus veranlassen. So sind wir sehr flexibel, was die Anforderung vonseiten der Patientinnen und Patienten, aber auch die Auslastungen in den einzelnen Häusern betrifft.

Die Geriatrische Klinik ist neu unter dem Dach des KSSG – bleibt die Valens- Gruppe eigenständig?

Ja, die Kliniken Valens als Stiftung mit ihren momentan acht Standorten sind und bleiben eigenständig und unabhängig. In St. Gallen werden wir mit der Geriatrischen Klinik und dem KSSG sehr eng zusammenarbeiten und es wird Dienstleistungsverträge zwischen unseren Unternehmen geben, um die gemeinsamen Ressourcen und die Infrastruktur optimal zu nutzen.

Wie beeinflusst die demografische Entwicklung das Rehazentrum St. Gallen?

Es kommen heute anteilsmässig mehr betagte und mehrfach erkrankte Patientinnen und Patienten in unsere Rehazentren. Hierzu zählen auch jene, die aus dem KSSG zu uns an die verschiedenen Standorte kommen. Ein Teil davon, jüngere und ältere, werden in Zukunft vermutlich ins neue Rehazentrum St. Gallen gehen. Zudem haben wir mit der Geriatrischen Klinik eine Klinik nebenan, die ausschliesslich ältere Menschen in die Rehabilitationseinrichtungen des Kantons, und damit auch ins Rehazentrum St. Gallen, zuweisen wird. Von daher wird der Altersschnitt hier automatisch etwas höher sein. Da wir alle Fachbereiche, inklusive der geriatrischen Reha, abdecken, sind wir hier bestens aufgestellt und können jedem Patienten und jeder Patientin, egal in welchem Alter, das optimale Rehaprogramm anbieten.

Kinderspital bringt Farbe auf das Areal Vom Spital zum Gesundheitscampus