Ein Tag mit Kathrin Behrens

Text: Martina Kaiser
Foto: Reto Martin

Drei Gehminuten vom Ufer des Untersees und wenige Meter vom Napoleonmuseum entfernt steht es, das Haus aus dem Jahr 1850, in dem Kathrin Behrens lebt. Für die Kaderärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Endokrin- und Transplantationschirurgie ist es Lebensqualität, hier ihren Tag beginnen zu dürfen. Sich nach einem Espresso aufs Fahrrad zu schwingen und den Obstbäumen entlang zum Bahnhof zu radeln. Auf der Seelinie erreicht sie mit dem Zug um 6.20 Uhr die Station Steinebrunn. Dort wartet bereits ihr E-Bike auf sie, das sie nach St.Gallen ans Kantonsspital bringt. Haus 03, 2. Etage – zentrales Patientenmanagement (ZPM). Dieses hat sie selbst aufgebaut, elf Jahre ist das nun her.

7.30 Uhr: Start des Morgen-Rapports der Chirurgischen Klinik, anschliessend klinikinterne Fortbildung. Um 8.15 Uhr geht es weiter mit dem ZPM-internen Huddle-Board. Die Aufgaben des Vormittags werden besprochen und an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt. Zehn Minuten, dann widmet sich Kathrin Behrens wieder ihren Aufgaben: ruft Zuweisende an, kontaktiert Patientinnen und Patienten, erstellt die Planung für die Sprechstunden und Operationssäle. Beantwortet E-Mails, für die es während der Zugfahrt nicht gereicht hat. Jede Minute wird genutzt.

Die 58-Jährige hat drei Jahre lang eine Eventagentur geleitet und historische Häuser vermarktet. Zuvor führte sie zwei Jahre lang eine Praxis für Allgemein- und Sportmedizin auf Mallorca. Das Medizinstudium schloss sie 1990 in Düsseldorf ab, wo sie auch ihren Facharzttitel für Chirurgie erwarb und sich anschliessend auf die Unfallchirurgie spezialisierte. Kathrin Behrens entschied sich gegen das Operieren und fand 2006 am KSSG eine Stelle als Spitalfachärztin. Ein Jahr später wurde sie zur Oberärztin befördert, mit dem Chefarztwechsel kam dann die Idee eines zentralen Patientenmanagements für die Klinik.

10.30 Uhr: ein Zoom-Meeting steht an – ein Update zum Projektstand in einem Fachbereich des Programms newKIS. Kathrin Behrens ist nebst ihrer Tätigkeit im ZPM noch 20 Prozent für das Departement Entwicklung & Innovation tätig, arbeitet aktuell in den Projekten Tagesklinik H07A, Übertrittsmanagement und dem neuen Klinikinformationssystem mit. Bei Letzterem ist sie im Fachausschuss tätig und wirkt ebenso in verschiedenen Fachbereichen mit: OP, Kurve, Berichtswesen. Die Projekte knüpfen an der täglichen Arbeit an, deshalb nimmt sich die Ärztin auch die Zeit dafür – «sie werden hoffentlich unsere tägliche Arbeit entlasten.»

12.45 Uhr: Beginn der zweiten Sitzung des ZPM-internen Huddle-Boards. Die Aufgaben für den Nachmittag werden vergeben, die Absprache mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen getroffen: Wer leitet heute die Tumor-Boards, wer übernimmt die OP-Rapporte? Letztere starten um 14.45 Uhr mit der Anästhesie, anschliessend wird im klinikinternen OP-Rapport die OP-Planung des Folgetags finalisiert – und die Patientinnen und Patienten informiert, die am nächsten Tag operiert werden sollen.

Das OP-Management ist denn auch der Kernauftrag des ZPM. Das Leistungsspektrum reicht jedoch viel weiter: Zusammen mit ihrem 14-köpfigen Team ist Kathrin Behrens die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten der Chirurgie – von der Zuweisung bis zum stationären Eintritt: «Wir machen Patientinnen und Patienten pfannenfertig und servieren sie der Klinik auf dem silbernen Tablett», sagt die 58-Jährige scherzhaft. Die grösste Herausforderung? «Zu Beginn sicherlich die Akzeptanz und das Vertrauen der Chirurginnen und Chirurgen zu gewinnen, dass die Hoheit über die OP-Säle bei uns liegt und wir deren Management auch im Griff haben. » Das Wissen aus ihrer Zeit als Chirurgin helfe ihr dabei, «ich weiss, was der Patient und der Chirurg braucht.»

18.20 Uhr. Schnell das Fahrradschloss entriegelt und mit dem E-Bike nach Steinebrunn geradelt. Die letzten E-Mails beantwortet Kathrin Behrens auf der Zugfahrt an den Untersee. Ankunft um 19.55 Uhr in Mannenbach. Und wenige Minuten später im liebevoll restaurierten Häuschen.

Kathrin Behrens
58 Jahre
Kaderärztin und Herzblut-Restaurateurin alter Häuser