NOVUM – Mitarbeitendenmagazin

Die Nomadin der Station 0141

Seit 2015 arbeitet Pflegefachfrau Gabriela Lauchenauer am Kantonsspital St.Gallen. Während dieser Zeit hat sie das Unternehmen mehrmals verlassen und ist doch immer wieder zurückgekehrt. Wie es dazu kam und warum die Station sie nicht loslässt.

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Text: Martina Kaiser
Foto: Reto Martin

Mittlerweile ist es ein «Running Gag» auf der Station 0141. Die Pflegefachfrau, die das KSSG verlässt und wieder zurückkommt. «Hey, Gaby, bist du wieder auf dem Sprung?» Es wird freundschaftlich gewitzelt, während des Fotoshootings für diesen Beitrag werden Handyaufnahmen gemacht. Und die Bilder anschliessend ausgedruckt und in das Stationsfotobuch geklebt. Da sind sie alle: Personalfeste, Olma-Ausflüge, Feierabenddrinks, Fotos der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Station, beim Kochen während des Spätdienstes – auf vielen ist Gabriela Lauchenauer zu sehen. Sie scheint glücklich. Ja, das sei sie auch: «Meine Kolleginnen und Kollegen hier auf der Station sind wunderbar, ich verbringe gerne Zeit mit ihnen, ob bei der Arbeit oder privat – wir sind wie eine kleine Familie.» Und doch hat sie das KSSG 2018 nach drei Jahren verlassen.

Von der Farm ans Spital

Die heute 30-Jährige kam in Paraguay auf die Welt. Ihre Eltern hatten damals eine grosse Farm gepachtet, auf der Gabriela Lauchenauer zusammen mit ihren beiden jüngeren Schwestern aufwuchs. Nach mehreren Jahren in Südamerika und weiteren Stationen in Mittelamerika und Spanien kehrte die Familie im Jahr 2000 schliesslich in die Ostschweiz zurück, in die Heimat ihres Vaters. Schon bald stand die Berufswahl an, die Mutter, eine Berufsberaterin, sah ihre Tochter in einem sozialen Umfeld. Gabriela Lauchenauer schnupperte als FAGE – und merkte sofort: Das passte. «Die Verbindung von Mensch und Medizin hat mich fasziniert. Zudem ist es ein Beruf mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten.»

Diese Möglichkeiten sah sie damals 2018 am KSSG nicht. Deshalb wechselte sie zu einer Privatklinik in der Region. Da war der Lohn zwar etwas höher und die Arbeitszeiten attraktiver, «ich habe meine 0141er-Frauen, die Vielfältigkeit der Fachgebiete und die Komplexität der Patientenbetreuung am KSSG aber vermisst», sagt Gabriela Lauchenauer. 2019 kehrte sie zurück und begann etwas später die Ausbildung zur Naturheilpraktikerin. Eine Herzensangelegenheit, die jedoch viel Zeit in Anspruch nahm und mit dem Schichtdienst kaum zu vereinbaren war. Sie fragte bei der Stationsleitung an, ob sie die Nachtschichten reduzieren und auch bei den Arbeitszeiten flexibler sein könnte, allenfalls im Stundenlohn arbeiten könnte. Damals war dies bei der stationären Patientenbetreuung und in einem fixen Team jedoch nicht möglich.

«Auf der Station sind wir wie eine kleine Familie.»

Mehr Zeit, weniger Teamgeist

Schweren Herzens verliess Gabriela Lauchenauer die Station, bewarb sich bei einem Unternehmen, das sich auf die Suche und Vermittlung von Pflegefachkräften spezialisiert hat. Und bekam eine Zusage. Parallel arbeitete sie für das Springerteam des KSSG. Dann kam der Anruf der ehemaligen Chefin und mit ihm die Option zur Rückkehr auf die Station im Stundenlohn. Aufgrund einer Anpassung der Arbeitsorganisation war dies nun möglich. «Ich musste keine Sekunde überlegen, denn so kann ich Beruf und Ausbildung optimal vereinbaren und erst noch in Team arbeiten», sagt Gabriela Lauchenauer.

Rückblickend sei es richtig gewesen, das Unternehmen zu verlassen: «Wenn ich nicht so viel gewechselt hätte, würde ich das, was ich hier habe, nicht so schätzen.» Schätzen, dass sie sich immer auf ihre rund 30 Arbeitskolleginnen und -kollegen verlassen könne, dass diese sie bei Schichtübernahmen unterstützten, sodass sie selbst Zeit zum Lernen habe. Dass ihre Person und ihre Arbeit wertgeschätzt würden.

Auch dem Unternehmen selbst gibt Gabriela Lauchenauer gute Noten: «Trotz der Grösse und der Komplexität des KSSG läuft es meines Erachtens gut, die Prozesse in der Pflege sind genau definiert und werden grösstenteils auch eingehalten. Auf der anderen Seite ist der Betrieb sehr familiär; man läuft über den Campus und sieht immer Menschen, die man kennt und die einen freundlich grüssen.»

Persönliche Ziele gemeinsam erreichen

Auf der Station 0141 gibt es nicht nur ein Fotobuch, sondern auch ein «Ziel»-Buch. Hier tragen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils ein persönliches und ein fachliches Jahresziel ein. Und alle helfen mit, diese zu erreichen. Gabriela Lauchenauers Ziele dieses Jahr? «Das Wissen aus meiner Ausbildung auch meinem Team zugänglich zu machen.»

Zur Person:
Gabriela Lauchenauer ist 30 Jahre alt und wohnt in der Stadt St.Gallen. Sie spricht fliessend Spanisch, macht regelmässig Yoga und ist gerne in der Natur unterwegs, am liebsten in den Bergen.

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